All-Inclusive

Es gibt Situationen, die ich scheinbar anders erlebe als meine tolerante Umgebung. Aus meiner Sicht hatte ich wie jeden Tag nach meiner rehabilitierenden Nachtruhe einen phänomenalen Auftritt an der Pool Bar meiner All-Inclusive Anlage. Aus meinem Smartphone im Leder-Klapp-Etui ertönt auf voller Lautstärke der blecherne Klang von Despacito. Der Oberkörper ist nackt. Meine feine und einzigste Badehose bedeckt meine Vorzüge. Die Superschlappen schützen mich vor dem Lava, das erneut durch die anstehende Mittagssonne erhitzt wird. Die Sonnenbrille schützt eher andere als mich – das muss ich zugeben – meine darunter befindlichen Augen haben bessere Tage gesehen. Grundlegend alles on point. Mit der dominikanischen Leichtigkeit und einem unwiderstehlichen Lächeln shaker ich an dem Animationsprogramm im Pool vorbei. Gebe ein charmantes „Hola!“ von mir, werde freudig begrüßt und bekomme Luftküsse zugeworfen. An der Pool Bar angekommen schlittert mir auch bereits ein kühles, lokales Bier im hochwertigen Hartplastikbecher auf der Theke entgegen, das ich elegant greife und an meine bereits angefeuchteten Lippen führe und genieße. Wunderschön!
Ich wache auf einem Steg auf. Die Reisetasche an meiner Seite. Haufenweise Sonnencreme auf meinem Körper, als hätten die Braunpelikane meinen schwachen Moment ausgenutzt, um sich für was auch immer zu rächen. Nächstes Mal geht’s wieder nach Malle. Da wissen die Menschen mich zu schätzen.