Afterwork

Es ist bereits recht spät und ich verlasse das Gebäude, in welchem ich arbeite. An der frischen Stadtluft wird mir erst wieder klar, dass ich den ganzen Tag vor dem eindimensionalen Bildschirm saß und mehr oder weniger sinnvolle Dinge getan habe. Jetzt bin ich zurück in der realen Welt, raus aus dem Game. Ich brauche meine 2-3 Minuten, um meine Sinne darauf einzustellen. Es ist zu viel auf einmal. Vorbei an den parkenden Autos im Innenhof gelange ich zur Straße und kreuze direkt den Weg einer Bier trinkenden Truppe von jungen Business-Finance Leuten. Oberflächlich beurteilt sehen sie zumindest so aus. Oberflächlich gesehen sehe ich wahrscheinlich aus wie ein sympathischer Typ, der komplett verpeilt ist. Ich entscheide mich in Richtung Zuhause zu laufen, um meinem Körper noch etwas Bewegung zu gönnen und tauche somit in das abendliche Treiben in der Stadt ein. Ich sage nur ein Wort, das meine Umgebung ganz einfach beschreibt: Afterwork. Das habe ich früher auch oft gemacht, um mich in das soziale Leben zu integrieren. Irgendwann war es mir unangenehm geworden. Ich denke darüber nach und frage mich warum? Ich sehe eine Gruppe an der Kleinmarkthalle mit Gläsern und Weißweinflaschen, die sich lautstark über was auch immer belustigen. Für meine Ohren ist das immer noch zu laut. Bin ich so ein Langweiler geworden? Habe ich keinen Spaß mehr? Ich gehe ums Eck und habe einen Typen vor mir stehen, der an einem Transportanhänger auf den Radkasten pinkelt. Wow, voll sympathisch. Mit dem möchte ich unbedingt einen Äppler trinken. Wenn ich eine Frau wäre und auf Männer stehen würde, wäre das voll mein Typ. Es wird Zeit in meine High Heels umzusteigen. Jetzt wird klar gemacht.