Am Wasser gebaut

Heute Nacht fühle ich was. Eine innere Zerbrechlichkeit steigt in mir auf, als hätte jemand einen einen neuen Charaktermodus in diesem Game aktiviert. Ich bin keinesfalls einer, der nah am Wasser gebaut ist, doch scheinbar möchte mein Körper genau heute meine innere Traurigkeit nach außen tragen. Er will sie loswerden, als wäre sie ausreichend verarbeitet worden, alles Notwendige aus ihr rausgezogen, um sie jetzt endlich auszuscheiden. Klingt als wolle sich Kot oder Urin gleich durch meine Tränendrüsen zwängen – Kotzreiz – bäh auch nicht besser, egal… Es kribbelt in meinem Gesicht, ein undefinierbarer Druck baut sich um meine Augen auf. Da kommen sie diese Tränen. Feucht bahnen sie sich ihren Weg zwischen meinen Bartstoppeln zum Kinn hinunter, wagen den Absprung, landen auf dem hellgrauen Rechteckpflaster und färben diesen blitzschnell dunkel. Ein Spektakel. Ich fühle mich gut. Das Gebäude, das ich hier betrachte, ist nah am Wasser gebaut, doch steht es auf starken Beinen. Mit meinem Jackenärmel wische ich mir übers Gesicht, gehe weiter auf meinen behaarten, dünnen Stelzen und schlender durch das Mondlicht im Fischerfeldviertel.